Das Thema “Künstliche Intelligenz” beschäftigt zur Zeit viele. Einige befürchten die Vernichtung ihrer Entwickler- und Gestalter-Existenz, andere singen Halleluja. Etliche ignorieren die Thematik völlig. Was bedeutet KI nun für die Produktentwicklung?
KI entwickelt sich gerade zu einem nützlichen, zusätzlichen Werkzeug für begleitende Arbeiten. Bildretusche, Bild-Erstellung, Anregungen textlicher und bildlicher Art, Entlastungen im Workflow (s. Bild oben). Wozu braucht es dann noch den Designer oder den Entwickler?
Ein Werkzeug braucht jemanden, der den Auftrag gibt und es führt. Sinn, Zweck und Bedarf liegen beim Menschen. Die KI schöpft aus dem Fundus des Bestehenden. Das mag für Durchschnittliches genügen. Enthusiasmierte KI-Gurus und Tschaka-Berater haben in der Regel keine Ahnung von den Qualitäten der betreffenden Berufsfelder.
Es geht im Designprozess nicht darum, irgendeine Form herzustellen. Die zu entwickelnde Gestalt hat ergonomische, technologische, produktionsspezifische, merkantile und nicht zuletzt kulturelle Randbedingungen. Das Design will etwas Bestimmtes erreichen. Der gute und erfahrene Designer kennt nicht nur den Weg, sondern auch den Sinn und das Ziel der Reise. Seine umfassende (menschliche) Kompetenz schafft den Erfolg.
Gutes Design kann grundlegend infrage stellen und Ziele neu und treffender ausrichten. Es ist Konzentration statt Beliebigkeit, Klarheit statt Verkleidung, Fortschritt statt Reproduktion, tiefgründig statt oberflächlich, speziell statt gewöhnlich, lebendig statt simulierend – es ist menschlich. Und Menschliches ist dem Menschen näher. Ein guter Designer berührt Verstand UND Herz und trifft Entscheidungen. Das kann KI nicht. Ein Unternehmen kann es sich nicht leisten, im Meer des KI-Mainstreams zu versinken und auf Try-And-Error zu bauen.
Nach meiner Einschätzung werden sich KI-Werkzeuge zunächst zunehmend als unterstützende Instrumente etablieren. Hier kann sehr viel Umsetzungsarbeit delegiert werden, was eine größere Konzentration des Designers auf kreatives Potential zulässt. Theoretisch ist es aber denkbar, dass menschliche Denkprozesse inklusive Kreativität tatsächlich irgendwann von einem extrem entwickelten künstlichen Gehirn simuliert werden können. Im Moment ist das aber noch Science Fiction.